Takis Würger am FMG
Veröffentlicht am 14. Juni 2024Projekt
Dies ist Noahs Geschichte: Autor Takis Würger zu Gast am Franz-Marc-Gymnasium
Wie erzählt man von dem Grauen in Auschwitz? Wie geht man mit der Verantwortung als Autor um, die Geschichte eines Holocaust-Überlebenden zu erzählen?
Das sind nur ein paar der Fragen, die unsere Schülerinnen und Schüler beim Lesen der Lektüre „Noah“ beschäftigt haben. Nun hatten sie am Mittwoch, den 16.6. 2024, die einzigartige Gelegenheit, mit dem renommierten Autor Takis Würger über sein Buch “Noah” zu sprechen. Das Gespräch bot den Zehntklässlern nicht nur die Möglichkeit, Fragen zu stellen, sondern Takis Würger gewährte auch Einblicke in die Arbeit eines Autors und die Themen, die sein Werk prägen.
In “Noah” erzählt er die bewegende Geschichte des Auschwitz-Überlebenden Noah Kliegers. Als Jugendlicher in Belgien schloss sich dieser dem jüdischen Widerstand an und unterstützte Kinder bei der Flucht. Im Jahr 1942 wurde er verhaftet und nach Auschwitz gebracht, wo er nur knapp der Ermordung entging. Im Jahr 1947 bestieg er die Exodus, ein schrottreifes und überfülltes Flüchtlingsschiff, das in eine harte Auseinandersetzung mit britischen Zerstörern geriet, die die Einwanderung von Immigranten aus dem damaligen Mandatsgebiet Palästina verhindern sollten. Als das Schiff in Haifa ankam, wurde es zurück nach Europa geschickt, wobei Klieger knapp dem Tod entkam.
„Ich weiß, es ist schwer zu ertragen, aber es war so.“ Diesen Satz Noahs stellt Takis Würger seinem Buch leitmotivisch voran. In der Diskussion mit den Schülerinnen und Schüler betont der Autor immer wieder, wie wichtig es für ihn war, die Geschichte Noah Kliegers so aufzuschreiben, wie sie dieser ihm in den zahlreichen Gesprächen erzählt hat. Die beiden Schülerinnen Klara und Gamze moderierten das Gespräch auf der Bühne. Sie befragten den Autor zur Entstehung des Buches, seinem Verhältnis zu Noah Klieger, seiner Arbeit als Schriftsteller und seinen Umgang mit kritischen Rezensionen im Feuilleton. Dabei entlockten sie ihm geschickt auch die ein oder andere persönliche Geschichte. Insgesamt zeigten die Schülerinnen und Schüler großes Interesse an Würgers Ansichten zur Oral History und Erinnerungskultur. Dabei betonte der Autor immer wieder die Verantwortung, die wir als Deutsche in Bezug auf den Umgang mit der Geschichte, insbesondere dem Holocaust, tragen. Er ermutigte die Jugendlichen, sich aktiv mit dieser dunklen Vergangenheit auseinanderzusetzen und die Erinnerungskultur zu fördern, indem sie die Geschichte von Noah und anderen Holocaust-Überlebenden lesen und weitererzählen.
Ein Höhepunkt des Vormittags war sicherlich, als Takis Würger schließlich noch Auszüge aus seinem noch unveröffentlichten Roman vorlas. Anders als bei Noah handelt es sich hier um einen fiktionalen Roman, dessen Arbeitstitel „Für Paulina“ an das Klavierstück „Für Elise“ von Beethoven angelehnt ist. Bei der Lesung gelang es ihm bereits nach den ersten Seiten, die Zuhörerinnen und Zuhörer im Raum in den Bann der Geschichte zu ziehen. Nach dem Gespräch nahm sich Takis Würger noch Zeit, um die Bücher der Schülerinnen und Schüler zu signieren.
Das Treffen mit Takis Würger am Franz-Marc-Gymnasium wird uns allen sicher in Erinnerung bleiben. Wir durften nicht nur Noahs Geschichte lesen, sondern auch seinen Biografen und Freund kennen lernen sowie Takis Würger als authentischen, nahbaren und sympathischen Menschen und Autor erleben. „Schreibt eure Geschichte(n) auf! Erzählt von dem, was euch bewegt!“ Mit dieser Bitte verabschiedet sich der Schriftsteller von unseren Zehntklässlerinnen und Zehntklässlern und motiviert sie, den Mut zu haben, eigene Geschichten zu erzählen.
A. Paar
Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet am 15.06.2024: →zum Artikel