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Franz-Marc-Gymnasium

Neues aus der Summserei

Veröffentlicht am 26. Juli 2022

Projekt

„Wir sind als zertifizierte Umweltschule in der Pflicht!“

Franz-Marc-Gymnasium leistet Aufklärungsarbeit zum Thema Insektensterben und Wildbienen und ergänzt so auch die Initiative „Blühpakt Bayern“, an der die Gemeinde Markt Schwaben mitwirkt.

 Warum sollten wir Insekten schützen? Diese krabbeligen Kleintiere sind doch nur lästig, auf die kann man doch verzichten. Solche und ähnliche Aussagen hört Frau Weiß, die Leiterin der „Summserei“ (Schulimkerei des Franz-Marc-Gymnasiums) immer mal wieder und erlebt häufig einen wenig wertschätzenden Umgang mit kleinen Krabbeltieren. Umso wichtiger ist es, vor allem junge Menschen über die scheinbar unwichtigen kleinen Dinge in der Welt zu informieren, ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken und sie über die Bedeutung von Insekten aufzuklären. „Nur wenn die Kinder wissen, wie wichtig auch die kleinsten Lebewesen sind, können sie sie als schützenswert einstufen und ökologische Zusammenhänge erkennen“, so Frau Weiß.

Die Bienen stellen die meisten Blütenbesucher. Ohne sie könnten Obstbäume keine Früchte und Blumen keine Samen bilden. Neben dem „Haustier der Imker“, der Honigbiene, sorgen bei uns etwa 530 verschiedene Wildbienenarten vom Frühjahr bis in den Herbst für die Bestäubung der Blütenpflanzen. Sie leben meist einzeln und bilden demnach keine Staaten oder gar Bienenschwärme, wie man es von der Honigbiene kennt.

Nach dem Aufbau einer Schulimkerei, die mittlerweile im zweiten Bienenjahr von Schülern betreut wird und  sechs Bienenvölker beherbergt, war es daher nur konsequent, auch für die Wildbienen auf dem Schulgelände etwas zu tun. Die SchülerInnen des P-Seminars Imkerei entwickelten dazu zunächst viele Ideen, erprobten in diesem Frühjahr vor allem unterschiedliche, selbst gebaute Nisthilfen und überlegten sich, an den Projekttagen des Gymnasiums mit weiteren Klassen sogenannte „Bienenhotels“ zu bauen und beim Sommerfest zum Verkauf anzubieten, sowie parallel dazu über Wildbienen zu informieren.

Beratende und handwerkliche Unterstützung bekamen sie von dem Bienenfachmann und Lehrbienenstandsleiter Richard Hörl aus Forstinning, der zusammen mit seinem Schwager Josef Reischl nicht zögerte, für das Gymnasium ein wunderschönes, großes Nisthilferegal mit drei imposanten Eichen-Totholzstämmen auf dem Schulhof zu installieren.

„Durch sein Wissen über gut funktionierende Varianten von Wildbienen-Nisthilfen blieb uns mancher Misserfolg erspart. Wir hätten nicht gedacht, wie viele Dinge man für wirklich gute Bienenhotels beachten muss“, so die Schüler des P-Seminars. Die Varianten, die man üblicherweise fertig kaufen kann, haben meist zu große Lochöffnungen für die Brutlegeröhre und werden dann trotz gut gemeinter Hilfe von den Wildbienen nicht oder kaum angenommen. Viele Dinge sind an solchen fertigen Produkten häufig auch Unsinn. Lose Holzspäne sind reine Platzverschwendung und völlig wertlos für Wildbienen. Ebenso Tannen- oder Kiefernzapfen, die gerne lose in einem fertig gekauften „Bienenhotel“-Regalfach liegen. Wenn man Glück hat, überwintert darin mal ein Marienkäfer.

Viel wichtiger sind möglichst viele Schilfröhrchen, die jedoch keine ausgefransten Eingangslöcher haben dürfen, da sich die zarten Insektenflügel daran aufreißen könnten. Ebenfalls geeignet sind in Hartholz eingebohrte Löcher. Sie sollten einen Durchmesser zwischen 2 und 8 mm haben, wobei es deutlich mehr kleine Löchlein sein sollten, die mindestens 10 cm tief in das Holz hineinreichen müssen. Handelsübliche Bohraufsätze schaffen diese Länge in der Regel nicht. Außerdem muss man unbedingt Hartholz für die Nistlöcher nutzen, da Weichholz von Nadelbäumen beim Bohren ausfranst und hier wiederum das Problem der aufgerissenen Flügel droht. Nur möglichst glatte Röhren werden von Wildbienen akzeptiert und genutzt. Bei den teils winzigen Wildbienchen (die Kleinste ist gerade einmal 4 mm groß) haben übrigens nur die Weibchen einen sehr weichen Stachel, der unsere Haut nicht durchdringen kann. Die Wildbienen sind wesentlich friedlicher gestimmt, als man es von Honigbienen oder Wespen kennt. Der Stachel wird nur in äußerster Notsituation zum Einsatz gebracht.

Auch interessant ist, dass die Wildbienen in den sogenannten „Bienenhotels“ gar nicht schlafen, sondern diese lediglich dazu nutzen, ihre Eier zu legen und die nächste Wildbienengeneration zu sichern. Daher ist der Begriff irreführend. Zum Schlafen beißen sich die Bienchen eher an Stängeln oder Blättern fest oder übernachten eingekuschelt und geschützt in einer Blüte.

Durch die großzügige Spende von Brettresten durch die Gemeinde Markt Schwaben konnten im Rahmen der Projekttage 10 Insekten-Nisthilfehäuschen gebaut werden. Außerdem entstanden unzählige „Dosenbienen“, gefüllt mit Schilfröhrchen. Den Höhepunkt der Projekttage bildete dann das Sommerfest des FMGs, bei dem in vielen Gesprächen über den Unterschied der Honigbiene zur Wildbiene aufgeklärt wurde und Produkte aus der FMG-Summserei, sowie die selbst gebauten Profi-Wildbienen-Nisthilfen erworben werden konnten.

 

„Wir sind überrascht, wie groß das Interesse der Besucher an unserem Projekt war. Es fühlt sich gut an, viele Menschen erreicht zu haben und aktiv etwas für den Erhalt der Insektenwelt getan zu haben“, so die Schüler. Auch das nächste Projekt der Umweltschule schwirrt schon in den Köpfen der Schüler herum: Es sollen mehr Blühwiesen auf dem Schulgelände entstehen, damit die neuen Gäste auf dem Schulhof nicht so weit fliegen müssen, um sich und ihre Brut mit Pollen und Nektar zu versorgen. Auch dafür hat Richard Hörl seine Hilfe zugesagt.