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Franz-Marc-Gymnasium

Gisela Heidenreich am FMG

Veröffentlicht am 18. Februar 2019

Veranstaltungen

Die Lebensgeschichte der Gisela Heidenreich und ihr Vortrag über den Lebensborn

heidenreich_19_1Am 07.02.2019 besuchte Gisela Brunhilde Heidenreich das Franz-Marc-Gymnasium, um einen Vortrag über eine nationalsozialistische Institution, den Lebensborn, und ihre eigene Lebensgeschichte zu halten. Zuhören durften alle 9. Klassen mit den jeweiligen Geschichtslehrern. Leider wissen meist nur 40% der Zuhörer von Frau Heidenreich, was der Lebensborn war, wie sie erzählt. Deshalb möchte sie vor allem Jugendliche darüber aufklären. 1936 wurde die erste Lebensborneinrichtung, von der SS gefördert, in München gegründet.

Unverheiratete, schwangere Frauen fanden dort Zuflucht und konnten dort entbinden. Die Lebensborneinrichtung bot den Frauen Schutz, da sie von der Gesellschaft verachtet wurden. Die Mütter mussten damit einverstanden sein, dass ihr Kind dem deutschen Volk dienen werde. Die meisten Kinder wurden danach zur Adoption frei gegeben. Die Mütter wurden dort zwar gut verpflegt und deshalb hatte der Lebensborn auch einen guten Ruf. Jedoch war der Zweck dieser Fürsorge allein, die arische Rasse zu vermehren. Hier spielte, wie in vielen anderen Bereichen während der NS-Zeit, die Rassenlehre die zentrale Rolle: Die Eltern mussten „guten Blutes sein”, d.h. sie mussten Arier sein, ohne jeden jüdischen oder slawischen Hintergrund. 1942 wurde in Oslo eine weitere Lebensborneinrichtung gegründet. Ebenso gab es Neugründungen in anderen Ländern mit einer arisch aussehenden Bevölkerung. In diesen Lebensbornheimen konnten die nordischen Frauen, die von deutschen Soldaten schwanger geworden waren, unerkannt entbinden. Die Kinder kamen häufig nach der Geburt in die „Heimat”, d.h. ins deutsche Reich, und wurden danach meist von deutschen Familien adoptiert.

Giesela Heidenreichs Mutter war Deutsche, die von einem SS-Offizier schwanger geworden war. Sie hatte sich deshalb nach Oslo als Sekretärin versetzten lassen. Ihr Vater war verheiratet und hatte schon Kinder, doch allen SS-Männern wurde befohlen, mindestens vier Kinder zu bekommen, auch außerhalb der Ehe. Denn als arische Familie war es angesehen, möglichst viele Kinder zu haben, um die „Herrenrasse” zu vermehren. Frau Heidenreich wurde von ihrer Tante, die sie für ihre Mutter hielt, großgezogen. Erst im Kindesalter wurde ihr erzählt, wer ihre leibliche Mutter war. Diese erzählte ihr zuerst, dass ihr Vater im Krieg gefallen sei. Von ihrer Großmutter erfuhr sie erst mit 18 Jahren von ihrem Vater und seiner Geschichte. Sie lernte ihn auf Vermittlung ihrer Halbschwester kennen und verbrachte bis zu seinem Tod viel Zeit mit ihm. Mit 50 Jahren besuchte sie gemeinsam mit ihrer Mutter das Lebensbornheim in Oslo, in dem sie geboren wurde. Ihre Mutter wollte dieses aber nicht betreten.

Ihr Schicksal bewegte Frau Heidenreich dazu, mehrere Bücher über das Thema Lebensborn zu schreiben. Die zuhörenden Schülerinnen und Schüler lauschten gebannt der interessanten Lebensgeschichte der Autorin.

Isabella Grassinger, Lilia Kressirer

Die Süddeutsche Zeitung hat einen Bericht dazu veröffentlicht →Artikel vom 13.02.2019