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Franz-Marc-Gymnasium

Jugend Kabbalat Schabbat

Veröffentlicht am 10. Dezember 2018

Veranstaltungen

Einladung vom Jugendzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde zum Jugend Kabbalat Schabbat am 23.11.2018

Am 23.11.2018 wurde eine Gruppe von Schülern und Schülerinnen des FMGs vom Jugendzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München eingeladen, den Schabbat mit den Jugendlichen dort zu feiern. Der Schabbat ist der wichtigste jüdische Feiertag. Er beginnt in jeder Woche am Freitagabend, endet immer am Samstagabend und ist auch als der Ruhetag bekannt.

Gesprächrunde vor dem Schabbat am 23.11.

Gesprächrunde vor dem Schabbat

Dies war vielen von uns bereits im Vorhinein bekannt, allerdings wollten wir nun mehr über dieses Fest und die damit verbundenen Bräuche erfahren. Zuerst durften wir das Israelitische Jugendzentrum besichtigen und Frau Ivanizky, die Jugendleiterin, und zwei Jugendliche begrüßten uns sehr freundlich und zeigten uns das vielseitige Angebot von Aktivitäten, das den Kindern und Jugendlichen dort zur Verfügung steht. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde besprachen wir, was wir mit dem Schabbat verbinden würden und fanden heraus, dass wir nur erstaunlich wenig über den Feiertag wussten. Doch durch Fragen und im Verlauf des Abends wurde unser Unwissen schnell mit neuen Erkenntnissen bereichert. Außerdem hinterfragten wir typische Regeln kritisch, z.B., dass Frauen und Männer in dem Gottesdienst getrennt sitzen müssen oder dass man eigentlich am Schabbat nichts bei sich tragen darf, es aber einen bestimmten Gürtel gibt, um trotzdem Sachen mit sich zu transportieren. Stellt dies nicht eigentlich nur einen Ausweg zu vorgegebenen Regeln dar?

Anschließend gingen wir durch einen unterirdischen Gang in die Synagoge. Dort mussten die Jungen eine Kippa aufsetzen, welche eine Art “Antenne” zu Gott darstellt. Dann nahmen sich alle ein Gesangbuch und setzten sich in den richtigen Bereich. Der Gottesdienst war komplett auf hebräisch, sowie auch das Gesangbuch mit den Liedern. Wir lernten, dass Hebräisch von rechts nach links gelesen wird und somit auch das Buch von hinten aufgeschlagen werden muss. Erstaunlich war auch, dass fast niemand pünktlich zum Gottesdienst kam und viele erst später dazu stießen. Die Zeremonie war von einer feierlichen Stimmung durchzogen, da alle festlich angezogen waren, Kerzen an Leuchtern brannten und die Dämmerung draußen, die wir durch die ästhetisch gebaute, gläserne Kuppel sehen konnten, eine besondere Atmosphäre schaffte. Der Rabbiner führte den Gottesdienst von der Mitte des Raumes, anders als im Christentum von dem Altar ganz vorne. Es wurde viel gesungen und jeder war für sich vertieft in Gebet und Gesang. Am Ende des Gottesdienstes wünschten sich alle „Schabbat Shalom“ – einen friedlichen Schabbat.

Im Anschluss durften wir im Jüdischen Zentrum gemeinsam mit der Gemeinde essen. Nach dem rituellen Händewaschen wurde geschwiegen, bis der Rabbi ein Gebet zum Eröffnen des Mahls sprach. Den koscheren Speiseregeln entsprechend gab es leckere Gerichte. Wir saßen inmitten der Gemeinde und haben uns auf Anhieb mit diesen offenen und vor allem witzigen Menschen sehr gut verstanden. Ausgetauscht haben wir uns über gemeinsame Interessen wie Musik, Fernsehshows oder Promis sowie auch über die verschiedenen Regeln und Praktiken im Judentum, dessen Strenge von Person zu Person abhängig war. Es herrschte eine heitere und friedliche Stimmung, die auch durch das Singen mit Aktionen zwischendurch verstärkt wurde. Mit einem gemeinsamen Fragespiel diskutierten wir Fragen, ob Religion und Wissenschaft vereinbar sind, ob Religion ein Schulfach sein sollte oder ob wir denken, dass der Partner die gleiche Religion haben sollte.

Im Jugendzentrum 2

Im Jugendzentrum

Die Auseinandersetzung und eigenständige, differenzierte Meinungsbildung mit und über Menschen, die einen anderen Glauben haben, erscheint in unserer Gesellschaft, die über die letzten Jahre wieder einen politischen Rechtsruck bekam, unabdingbar zu sein. Uns Jugendliche unterscheiden die Religionszugehörigkeit und die damit verbundenen Regeln zwar, aber unsere Träume, Interessen und Werte verbinden uns. Dank solcher Zusammenkünfte wird Anti-Semitismus und Fremdenhass entgegengewirkt – es gilt, Unwissenheit und zu geringe Konfrontation zu verhindern.

Vielen Dank an Frau Dr. Jung-Strauß und Frau Ivanizky, die uns so einen bereichernden und Freude bringenden Austausch ermöglicht haben. 

 Julia Zschauer und Alicia Seif