Leslie Schwartz am FMG
Veröffentlicht am 12. Juni 2016PresseProjekt
Am Dienstag, den 27.April, war eine ganz besondere Persönlichkeit bei uns am Franz – Marc –Gymnasium zu Gast. Es war Leslie Schwartz, ein ungarisch-amerikanischer Überlebender des Holocaust. Seitdem er im Jahr 2010 mit damaligen Schülern des FMG begann, seine Geschichte und seinen Leidensweg aufzuarbeiten und in einem Dokumentarfilm festzuhalten, hat er bereits über 1000 Schulen in Schweden, Dänemark, in den USA und in Deutschland besucht, um die Erinnerung an die schrecklichen Taten im Zweiten Weltkrieg aufrecht zu erhalten und sie an die jüngere Generation weiterzugeben. Nur so, sagte er, habe sein Weg der Heilung beginnen können.
Bei seinem Vortrag vor den Schülern der 9. Jahrgangsstufe wurde er zunächst von dem Bürgermeister Georg Hohmann begrüßt. Dieser verlas anschließend auch eine Rede von Leslie Schwartz, um vorerst einen Einblick in sein Leben vor dem Krieg und den Beginn seines Leidens zu geben. Daraufhin zeigte man den Jugendlichen den bereits erwähnten Dokumentarfilm des mittlerweile 86jährigen Zeitzeugen. Jede Person, die sich in diesem Moment im Raum befand, hörte gebannt, interessiert, aber auch entsetzt den Schilderungen Leslies und der Schüler, die sich damals intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt haben, zu.
Leslie Schwartz wurde 1930 in Ungarn geborgen. Im Mai 1944 wurde er mit seiner gesamten Familie nach Auschwitz deportiert. Dort trennte man den damals 14jährigen von seiner Familie, die in Auschwitz ermordet wurde. Durch die Hilfe eines Freundes gelangte Leslie Schwartz in das Dachauer Konzentrationslager und von dort aus in verschiedene Außenlager, in welchen er unter grausamen Bedingungen unmenschlich schwere Arbeit leisten musste. Kurz vor Kriegsende wurde das Konzentrationslager Dachau evakuiert und die Gefangenen per Zug abtransportiert. Auch Leslie Schwartz wurde mit 3600 Häftlingen in einen solchen Zug gepfercht. Dieser Zug hielt am 27.4.1945 am Bahnhof Poing, da die Lok repariert werden sollte. Die Häftlinge flohen. Als diese später in die Waggons zurückgetrieben wurden, starben etwa 30 Personen. Leslie wurde von einem Mitglied der Hitlerjugend durch einen Schuss der Kiefer zertrümmert. Der Todeszug setzte seine Fahrt in Richtung Seeshaupt fort, wobei er immer wieder von Flugzeugen der Alliierten angegriffen wurde, die den Zug für einen Waffentransport hielten. In Tutzing verweigerte der Fahrdienstleiter jedoch die Einfahrt in den Bahnhof, die Nazis flohen und die Gefangenen wurden von den Amerikanern befreit. Nachdem Leslie in Deutschland ärztlich versorgt wurde, zog er zu Verwandten in die USA, wo er auch heute mit seiner Ehefrau lebt.
Am Ende des Vortrags äußerte er noch eine Bitte gegenüber den Jugendlichen: Kämpft und tut alles in eurer Macht Stehende, um dem Rassismus keine Chance zu lassen! Nur so kann etwas derart Schreckliches nie wieder geschehen.
Simon Feist und Nicolas Wolf, Klasse 9c
Zum Besuch von Leslie Schwartz hat die Süddeutsche Zeitung am 29. April gleich zwei Artikel veröffentlicht:






